Wir durchqueren zwei Binnenmeere ;)

Vom freundllichen Hart van Friesland geht es nun nach Lemmer, das noch immer friesische Gemütlichkeit ausstrahlt, auch wenn es wie verrückt wieder einmal regnet und der starke Wind uns dazu zwang, die gemütliche Kuchenbude im Hafen abzubauen. Ein weiterer Hafentag war die Folge des schlechten Wetters, aber wir nutzen ihn gleich, unsere Bordvorräte wieder aufzufüllen. Bei besserem Wetter fuhren wir dann am folgenden Tag los und durchquerten auf Halbwindkurs das Ijsselmeer - einen eingedeichten Binnensee. In Lelystadt kamen wir bei super Wetter und einem farbenreichen Sonnenuntergang in der riesigen Marina an. Durchs Markermeer - ein weiterer Binnensee - ging es dann endlich weiter Richtung Amsterdam. Aufgrund der niedrigen Wassertiefe  des Sees von nur rund vier Metern hatten wir steilere Wellen teils gegen uns, aber nach einem Tag lang kreuzen war es dann doch so weit und wir standen vor der Oranje Sluise, der letzten Schleuse vor Amsterdam City.
Danach waren es nur noch wenige Minuten bis wir fest in der Marina Sixthaven, gegenüber der Central Station der Stadt lagen und uns auf die bevorstehende Nachtfahrt durch Amsterdam vorbereiteten. Tja - so war zumindest der Plan - denn jede Nacht nach Mitternacht sollten hier alle Brücken öffnen, damit man im Konvoi zügig die Stadt durchqueren konnte. Und so standen wir vor der ersten Brücke wo es losgehen sollte und bekamen als Antwort auf unseren Funkspruch, dass die Brücke bitte geöffnet werden solle, ein kurzes, ja - aber erst in vier Tagen, denn die Brücke ist kaputt. Oft kommt's anders als man denkt und überhaupt, Segler leben ja diesen flexiblen, situationselastischen Lebensstil. Also hieß es einmal mehr Improvisieren und wieder retour in die Marina. Diese Nacht sollte es nicht mehr weiter gehen. 

Es wird voll in der Schleuse :-)

Beeindruckend, welche Massen da bewegt werden
Am nächsten Morgen war das Wetter wiedermal gegen uns und bescherte uns einen lustigen Tag in Amsterdam. Bei rund acht Beaufort, also echt viel Wind, zogen wir los um die Stadt zu erkunden. Harald kam auf die Idee, uns Fahrräder zu mieten und so trotzten wir Wind und Regen und radelten auf einen leckeren Burger und Bier ins Hardrock Cafe ;) Ein bisschen Wahnsinn steckt doch in allen von uns, denn Amsterdam ist bestimmt kein Anfänger-Fahrrad-Gebiet: Mopeds am Radstreifen, die uns überholten und Fußgänger, die kein Morgen kannten, also fuhren wir - sicherheitshalber - laut klingelnd durch die Straßen und waren einfach auch ein Teil dieser verrückten Fahr-Kultur :D 

Am nächtsten Morgen ging es wieder früh los und wir beschlossen, den etwas weiteren Weg über Haarlem zu nehmen, statt auf die Brücke so viele Tage zu warten. Und wieder hieß es: "Leinen los!"
Den ganzen Tag lang bis es wieder finster wurde passierten wir Brücken, Stege, enge und weite Kanäle und viele winkende Leute. Wir fuhren bei einer Ruder Regatta vorbei und unendlich viele Ruderboote fuhren bei uns vorbei - heute war Ringvaart in Haarlem - witzig zu beobachten. Immer wieder fuhren Autos neben den Ruderern her und spielten Musik, alle waren fröhlich und es wurde gefeiert. 

Neben uns im Wasser immer wieder Babyenten, flauschig und süß, wie sie quakend hinter ihrer Mama herschwommen. Auf den Wiesen rechts und links von uns Schafe, Kühe und Gänse. Auch elegante Reiher zogen an uns vorbei, ohne Scheu und doch mit genügend Respektabstand. 

Den Tieren geht es hier offensichtlich gut :-)
Idylle am Rand der Kanäle

Wir genossen die Sonne - ja! ENDLICH SONNE!! festgebunden an einem Warteplatz vor - ratet mal - einer Brücke. Die hatten wir nämlich um fünf Minuten verpasst und mussten daher vier Stunden auf die nächste Öffnung warten. Ein herrliches Mützerl in der warmen Sonne war die Folge. Erholt von dem recht gemütlichen Nachmittag fuhren wir bis zum Einbruch der Nacht weiter und machten dann in einer Mini-Marina mit nur fünf Gastliegeplätzen fest. Da es schon Mitternacht war, gab es für uns keinen Strom, aber da die Temperaturen deutlich höher geworden sind, brauchten wir zum ersten Mal auch keinen Heizlüfter in der Nacht.

Die kommenden Tage durchqueren wir die sogenannte Grote Mastroute: es geht auf den großen Flüssen vorbei an den bekannten Städten Gouda, Dordrecht und Middelburg Richtung Vlissingen, wo die Westerschelde in die Nordsee mündet und die Staande Mastroute ihr endgültiges Ende findet. Dann werden wir Holland einmal binnen durchquert haben.
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Abendstimmung auf Hollands  Kanälen

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