Die fliegende Hollander!

 In der warmen Mittagssonne segeln wir aus La Coruña hinaus und schon bei der Hafenausfahrt frischt der Wind gut auf. Segel setzten und ab die Post! Wir zischen an anderen Yachten vorbei und Hollander ist nicht mehr zu stoppen! Die Welle erreicht eine Höhe von bis zu zweieinhalb Metern und wir surfen sie elegant hinab, beschleunigen auf über 10 Knoten Speed – endlich ist der Gaffelschoner voll in seinem Element und zeigt, was er kann!

Hollander fliegt förmlich über die Wellen - beeindruckend welches Potenzial dieser Klassiker hat!

Die Zeit verfliegt genauso schnell wie die Seemeilen, wir kommen sehr gut voran und haben bald das Cabo Finisterre passiert. Der Wind nimmt zu, die Welle auch. Oh what a night! Die Nacht bricht herein und wir sehen die weiße Gischt der Wellen eingefärbt von unseren Navigationslichtern rot und grün leuchten. Zwischendurch spritzt das Wasser über das Schanzkleid der Yacht und in der Dunkelheit sehen wir leuchtendes Plankton auf den Backskisten zurück bleiben. Es scheint als würde Hollander über die Wellen fliegen, wir segeln mit einer Wahnsinns Geschwindigkeit dahin und unsere errechnete Ankunftszeit verkürzt sich um ein paar Stunden.
Am Vormittag erreichen wir Baiona, einen netten spanischen Ort, wir segeln vorbei an felsigen Küsten, Sandstränden und ein tolles Fort weist uns den Weg zur Marina. Oh welche Freude, Patric und Sana warten schon auf uns. Sie werden uns die nächsten Tage begleiten. Mein ehemaliger Diplomarbeitsbetreuer und seine Frau finden sich auf Hollander ein und wir beschließen unser Wiedersehen gleich mal bei einem ausgiebigen Mittagessen zu feiern. Wir haben ohnehin die letzte Nacht wenig Zeit zum Essen gehabt und sind dementsprechend hungrig. Am Abend schlendern wir nochmal zur Gefängnisfestung von Baiona. Ein wunderschön angelegter Weg geht um das Kap auf dem es thront und die Aussicht auf die Felsen und das Meer raubt uns fast den Atem. Romantisch, verspielt und doch ehrfürchtig umschließt die Mauer das Gebilde. Menschen bringen Muscheln und Kerzen zu dem netten Gedenkplatz für die Seeleute, der dort auf der Mauer eingerichtet ist. Es liegt eine friedliche Ruhe in der Luft, die vielen Pflanzen und Bäume duften wunderbar und wir spazieren zurück zum Schiff.
Baiona - hier könnten wir es länger aushalten :-)
der Sommer ist da :-)

















Heute gibt es Spaghetti Bolognese alla Patric und Sana – es duftet schon herrlich! Mahlzeit!! Wir wachen auf, weil die Sonne hell und warm durch das Luk scheint – ja, wir sind in Spanien! Der Sommer hat uns erreicht!
Vor dem Ablegen gibt es aber noch einen Pflichttermin für uns: die Pinta! Ein Nachbau des Schiffes, das aus der Flotte von Kolumbus als Erstes wieder zurück in Spanien war und die frohe Botschaft über die Entdeckung der neuen Welt berichtete. Schon faszinierend! Bevor sie Amerika entdeckten, schliefen die Seeleute an Deck am Boden, dort sahen sie Hängematten und schon wurde dieses neue Accessoire auf das Schiff gebracht und bescherte ihnen bestimmt trockenere und ruhigere Nächte an Bord… Auch „durften“ unter anderem drei Einheimische, ein paar Papageien, in Salz konservierter Fisch und jede Menge Mais und Baumwolle mit. Insgesamt waren 26 Männer an Bord – von Gemütlichkeit war auf dem Schiff nicht viel zu erkennen.
   
Die Pinta - sie wirkt unförmig war aber aufgrund des Segelplans das schnellste Schiff der Flotte
Purismus auch unter Deck - Notwendigkeit als Komfort















Froh über den tollen Komfort bei uns an Bord legen wir ab und motoren bei wenig Wind und kleiner Welle nach Viana do Castelo.
Portugal, wir kommen! Nach einer sehr sonnigen gemütlichen Fahrt erreichen wir den kleinen Ort. Der obligatorische Spaziergang durch die Altstadt steht gleich mal am Programm und so machen wir uns auf den Weg und erkunden, was es zu sehen gibt. Alles da: morgen in der Früh wird gleich nochmal der Bäcker für frische Leckereien besucht und auch einen Supermarkt haben wir gefunden. Und wenn es die Zeit zulässt, werden wir auch noch auf die Gil Eannes schauen, ein Spitalsschiff. Spannend, oder?
Die Gil Eannes hat leider länger geschlafen als wir und daher konnten wir sie nur von außen bewundern, da wir früher abgelegt haben. Ein paar Eindrücke haben wir aber dennoch ergattert: das Schiff wurde 1955 in Viana do Castelo gebaut, um die portugiesische Fischflotte in Neufundland und Grönland zu unterstützen. Die Hauptaufgabe von ihr war es einerseits die Fischer und die Schiffscrew medizinisch zu unterstützen und andererseits, um als Postschiff, Eisbrecher und Nahrungsmittel-, Netz- und Treibstofflieferant zu dienen. Nun kann man sie hier besichtigen, über die Brücke gehen, durch Küche und Bordbäckerei, den Maschinenraum und die Arztpraxis mit ihrem Röntgenzimmer besuchen. Sie wird als Wahrzeichen von Viana do Castelo gut gepflegt und ist, wenn man Zeit findet, bestimmt einen Besuch wert.
Die Gil Eannes - das Versorgungsschiff der portugiesischen Dorschfischer im 20. Jhd. 

 Und wie es auf unserer Reise mit Hollander weiter geht erfährst du in unserem nächsten Post :-)

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